
Seit mehr als 15 Jahren wird über die künftige Nutzung des sogenannten Bodegeländes in Isernhagen H.B. diskutiert. Bereits 2009 hatte die Gemeinde den ersten Aufstellungsbeschluss gefasst. Damals waren eine Pflegeeinrichtung und seniorengerechtes Wohnen zentrale Bestandteile der Planungen. Im Laufe der Jahre veränderte sich das Konzept mehrfach – inzwischen liegt der Schwerpunkt auf Wohnbebauung, die ursprünglich geplanten Pflegeeinrichtungen sind nicht mehr vorgesehen.
Mit dieser Entwicklung ist nach Einschätzung der Grünen im Gemeinderat Isernhagen auch ein deutlicher zusätzlicher Bedarf an sozialer Infrastruktur verbunden. Vor allem in den Bereichen Kindertagesstätten, Schulen und Verkehr erwarten sie Belastungen, die sich zwar durch eine gestaffelte Umsetzung zeitlich verschieben, aber nicht vermeiden lassen.
„Wir haben die Pläne immer kritisch gesehen, weil wir eine Überforderung der sozialen Infrastruktur fürchten. Kita-Plätze, Schulkapazitäten und Verkehr müssen im Verhältnis zur geplanten Einwohnerzahl stehen“, erklärte Ratsmitglied Jessica Rothhardt.
Die Fraktion hatte sich deshalb im Verlauf des Planungsverfahrens gegen den Bebauungsplan ausgesprochen – auch wenn die Entwicklung des Geländes grundsätzlich befürwortet wird. Der Bebauungsplan steht nun kurz vor dem Abschluss: In einer gemeinsamen Sondersitzung des Ortsrates H.B. und des Planungs-, Bau- und Liegenschaftsausschusses am 13. November soll über den erneuten Entwurfs- und Auslegungsbeschluss beraten werden, der endgültige Ratsbeschluss ist für den 11. Dezember 2025 vorgesehen.
Nachdem Bürgerinnen und Bürger aus H.B. im Rahmen der öffentlichen Auslegung zahlreiche Einwände vorgebracht hatten, wurden zuletzt verschiedene Anpassungen in die Planungen aufgenommen. Die Grünen sehen darin ein positives Signal. Besonders begrüßt wird die Reduzierung der Gebäudehöhen, der Verzicht auf Staffelgeschosse an der Bahnhofstraße sowie die Einplanung einer Grünfläche mit Kinderspielplatz.
„Es ist positiv, dass die Verwaltung und auch andere Fraktionen die Bedenken der Bürgerinitiative ernst genommen und an entscheidenden Punkten nachjustiert haben. Dass sich die politische Mehrheit hier nochmals bewegt hat, ist ein gutes Zeichen“, sagte Fabian Peters, Vorsitzender der Gruppe Grüne/PARTEI im Gemeinderat.
Gleichzeitig äußerte Peters Kritik an der Kommunikation im bisherigen Verfahren. Selbst Ratsmitglieder seien von einzelnen Punkten, etwa den vorgesehenen Gebäudehöhen von bis zu 15 Metern, überrascht gewesen. „Vor allem bei solchen Großprojekten genügt es nicht, Sitzungen formal öffentlich zu machen. Menschen müssen aktiv eingeladen werden, mitzudenken und mitzureden. Nur so entsteht Vertrauen – und das ist die Grundlage guter Kommunalpolitik“, ergänzte Dr. Annette Heuer, Co-Vorsitzende des Grünen-Ortsverbands.
Das Verfahren zeige nach Ansicht der Grünen zwei Seiten: Einerseits sei das Ringen um Nachbesserungen Ausdruck gelebter Demokratie, andererseits verdeutliche es, wie schwerfällig und intransparent Planungsverfahren manchmal verlaufen. Heuer betonte, dass Isernhagen von Bürgerinnen und Bürgern lebe, die sich engagieren und mitgestalten. „Wir sollten dieses Potenzial nutzen. Dorfentwicklungspläne können hier ein gutes Instrument sein, um Rahmenbedingungen für zukünftige bauliche Entwicklungen zu schaffen und die Belastung der Infrastruktur mitzudenken.“
Für die abschließenden Beratungen kündigte die Fraktion an, den Prozess weiterhin „kritisch-konstruktiv“ zu begleiten. Maßstab bleibe für sie eine sozial und ökologisch ausgewogene Entwicklung, die den Charakter des Ortsteils wahre und die Bürgerinnen und Bürger aktiv einbeziehe.
